Wernher von Braun (1912-1977) - Biographie - Person | ZbE (2024)

SS-Mitglied Prof. Dr.-Ing. von Braun – leider mehr als ein Wissenschaftler

Wernher von Braun (1912-1977)- Biographie - Person | ZbE (1)

Wernher von Braun im Marshall Space Flight Center (Mai 1964). Quelle: NASA

In der Nachkriegszeit vergaßen viele Deutsche nicht nur ihr Wirken von 1933 bis 1945, sondern sagten einfach die Unwahrheit hierüber. Leider haben jedoch auch Staat und Journalisten oftmals geschwiegen, wenn es um Menschen ging, die man in der Nachkriegszeit unbedingt zu benötigen schien. Einer von ihnen ist Wernher von Braun, der Mann, der die Menschheit zum Mond brachte. Er war aber auch das NSDAP- und SS-Mitglied, welches Hitler die Vergeltungswaffe V2 schenkte und sich zur Verwirklichung seiner Ziele ungeniert KZ-Häftlingen bediente. 20.000 Tote sind mit dieser Waffe verbunden.

Von Brauns Leben bis zum 1. September 1934

Wernher von Braun (1912–1977), eigentlich Wernher Magnus Maximilian Freiherr von Braun, entstammte einem alten Geschlecht ostpreußischer Gutsbesitzer. Sein Vater war der Reichsernährungsminister Magnus Freiherr von Braun (1878–1972), ein Politiker der DVNLP. Er war in der Weimarer Republik Minister unter den Reichskanzlern von Schleicher und von Papen.

Wernher von Brauns Bruder Sigmund (1911–1998) war zuerst ab 1936 in Hitlers Drittem Reich und später dann im Auswärtigen Amt der Bundesrepublik tätig. Am 1. September 1939 trat der Jurist Sigmund von Braun der NSDAP bei. 1943 tat er als Legationssekretär Dienst an der Botschaft am Heiligen Stuhl in Rom, wo er bis 1946 blieb. Im Rahmen des Entnazifizierungverfahrens wurde er trotz Parteimitgliedschaft als „entlastet“ eingestuft. 1956 trat er in die FDP ein. Von 1962 bis 1968 war er Ständiger Vertreter bei denVereinten Nationen in New York, von 1968 bis 1970 und 1972 bis 1976 deutscher Botschafter in Frankreich und von 1970 bis 1972 Staatssekretär im Auswärtigen Amt unter Bundesaußenminister Walter Scheel. Im Auswärtigen Amt legte man anscheinend großen Wert auf Kontinuität; andere Aspekte schienen damals sekundär zu sein.

Im April 1930 legte Wernher von Braun sein Abitur ab, 1932 erwarb er ein Diplom als Ingenieur an der Technischen Hochschule in Berlin und bereits 1934 promovierte er an der Friedrichs-Wilhelm-Universität in Berlin zum Dr. phil. mit dem Thema „Konstruktive, theoretische und experimentelle Beiträge zu dem Problem der Flüssigkeitsrakete“.

Bereits 1932 begann er seine Karriere als Zivilangestellter in dem Raketenprogramm der Heeresversuchsanstalt Kummersdorf, 30 km südlich von Berlin. Es handelte sich hierbei um ein gemäß Versailler Vertrag nicht zulässiges Projekt. Erstes Projekt Wernher von Brauns im Jahr 1933 war die Rakete „Aggregat 1“. Es handelte sich hierbei um eine Versuchsrakete mit einer Länge von 1,4 m, einem Startgewicht von 150 kg und einem Stabilisierungskreisel in der Spitze, welcher den Startschub aus Alkohol und Flüssigsauerstoff stabilisieren sollte. Da die A1 beim Startversuch explodierte und sich als Grund die falsche Lage des Drehkopfes herausstellte, entwickelte von Braun im Jahr 1934 die Rakete „Aggregat 2“, bei der sich der Drehkopf in der Mitte befand. Am 19. Dezember 1934 und am 20. Dezember 1934 konnte Wernher von Braun der Wehrmacht vermelden, dass die beiden als Max und Moritz bezeichneten Raketen eine Flughöhe von 2,3 km erreichten. Ein erfolgreicher Start ins Raketenprogramm war gelungen.

Pakt mit den Nazis

Ende 1935/Anfang 1936 wurde ersichtlich, dass Kummersdorf ungeeignet war, um das Raketenprogramm zu verbergen. Es wurde eine mehrere Kilometer große Testzone benötigt, welche auch weitestgehend unentdeckt sein sollte. Man glaubte diese in Peenemünde auf der Ostseeinsel Usedom gefunden zu haben. Für die Raketenprojekte der Nazis wurde die Heeresversuchsanstalt Peenemünde (HVA) gegründet, deren technischer Direktor Wernher von Braun werden sollte.

Damit die Nazis sich ihres technischen Direktors sicher sein konnten, beantragte Wernher von Braun am 12. November 1937 seine Aufnahme in die NSDAP. Dort wurde er unter der Mitgliedsnummer 5.738.692 registriert. Diesen Sachverhalt konnte von Braun nicht leugnen. Was er jedoch bis zu seinem Tode beharrlich leugnete war die später bewiesene Tatsache, dass Wernher von Braun am 1. Mai 1940 als Mitglied der SS aufgenommen wurde. Er erhielt die Mitgliedsnummer 185.068. In der SS machte er soweit Karriere, dass er zum 28. Juni 1943 zum Sturmbannführer aufstieg.

Auch wenn man die Mitgliedschaft von Brauns in der NSDAP damit zu entschuldigen sucht, dass er als Wissenschaftler eine Mitgliedschaft in der NSDAP der Einstellung seiner Forschung vorzog, so kann (und darf) es keinen Entschuldigungstatbestand geben, dass Wernher von Braun Mitglied der SS wurde.

In Peenemünde leitete Wernher von Braun die Entwicklung des Aggregates 4, einer Großrakete mit Flüssigkeitstreibstoff. Hier begann die dunkle Seite des Lebens Wernher von Brauns.

A4 – eher bekannt als Hitlers Vergeltungswaffe V2

Wernher von Braun entwickelte das Aggregat 4, welches von den Nazis als Vergeltungswaffe V2 bezeichnet wurde. Die A4-Rakete war 14 Meter hoch und hatte eine Masse von 13,5 Tonnen. Die einstufige Rakete bestand aus etwa 20.000 Einzelteilen. Der Rumpf bestand aus Spanten und Stringern, die mit dünnem Stahlblech beplankt waren. Die Technik bestand aus vier Baugruppen:

  • Spitze mit Gefechtskopf und Aufschlagzünder
  • Geräteteil mit Batterien und Kreiselsteuerung
  • Mittelteil mit Tanks für Ethanol und Flüssigsauerstoff
  • Heckteil mit Schubgerüst, Druckflaschen mit Stickstoff, Dampferzeuger, Turbopumpe, Brennkammer („Ofen“), Schubdüse, Strahlruder und Luftruder.

Der etwa 738 kg schwere Sprengstoff einer Amatol-Mischung war in der Raketenspitze untergebracht. Da sich diese während des Flugs durch die Reibung aufheizte, konnten nur Sprengstoffmischungen verwendet werden, deren Zündtemperatur über 200°C lag.

8.000 Tote durch den Einsatz der V2 Rakete

Die Raketenstarts der V2 sind als reine Terrormaßnahmen gegen Zivilisten zu werten. Etwa 8.000 Zivilisten (!!!) verloren ihr Leben durch den Einsatz der Waffe, meist im Raum London und Antwerpen. Allein 1.358 Menschen starben in London und 1.610 Menschen starben in Antwerpen. Und nun darf man auch nicht vergessen, dass die erste V2 erst am 8. September 1944 gestartet wurde und den Londoner Vorort Chiswick traf. Wäre die V2 früher fertig erstellt worden, so wäre eine Vielzahl von Menschen durch Ihren Einsatz um das Leben gekommen. Um es nicht zu vergessen, muss hier eines nochmals klargestellt werden:

Die von Wernher von Braun entwickelte V2 Rakete war eine reine Vergeltungswaffe der Nazis, die sich gegen die alliierte Zivilbevölkerung richtete.

12.000 Tote beim Bau der V2 Rakete

Die Produktionsstätten für die Teile der A4 waren über Deutschland und Österreich verteilt. Dabei war man in der Namensgebung besonders „kreativ“. So wurden unter dem Decknamen „Lager Rebstock“ bei Dernau an der Ahr in unfertigen Eisenbahntunneln Bodenanlagen und Fahrzeuge produziert. Andere Produktionsstätten waren Oberraderbach, Lüdenscheid (Firma Gustav Schmale) sowie Hagen-Wehringhausen (Accumulatoren-Fabrik AG).

Von besonderer Relevanz war der Umstand, dass in Peenemünde seit Juni 1943 ein KZ Außenlager existierte. Zusätzlich gab es ein zweites KZ, ein Kriegsgefangenenlager in Karlshagen und die Lager Trassenheide. Insgesamt waren hier (für den Bau der V2) insgesamt 1.400 Häftlinge untergebracht, wobei noch 3.000 „Ostarbeiter“ aus Polen und der Sowjetunion hinzukamen.

Es ist er- und bewiesen, dass Wernher von Braun dieser Sachverhalt bekannt war. Wernher von Braun wird in einem Protokoll zu einer Besprechung vom 25. August 1943 wie folgt zitiert: „Die Belegschaft für Mittelteile- und Heckfabrikation könnte aus dem Häftlingslager F1 gestellt werden.“ Unmittelbar vor dieser Besprechung hatte von Brauns Kollege, der HVA Leiter Walter Dornberger in einem Besprechungsprotokoll vom 4. August 1943 folgendes festgehalten: „Das Verhältnis der deutschen Arbeiter zu den KZ-Häftlingen soll 1:15, höchstens aber 1:10 betragen.“

Die vorstehend erwähnten Häftlinge wurden nachweislich aus den nachfolgenden Konzentrationslagern „bezogen“:

  • KZ Buchenwald
  • KZ Dachau
  • KZ Mauthausen
  • KZ Sachsenhausen

Im Übrigen sollte der August 1943 für Wernher von Braun aus weiteren Gründen ein sehr bedeutsamer Monat werden:

In der Nacht vom 17. August 1943 wurde die HVA Peenemünde im Zuge der „Operation Hydra” von den Alliierten bombardiert. Um die Produktion der V2 vor weiteren Bombenangriffen der Alliierten zu schützen und möglichst geheim zu halten, sollte sie unter die Erde verlegt werden. Daraufhin entstand ein neues Außenlager des KZ Buchenwaldmit dem Tarnnamen „Arbeitslager Dora“ am Südrand des Harzes. Die Häftlinge der KZ wurden von der SS, unter menschenunwürdigen Bedingungen, hauptsächlich im Stollenvortrieb und den untertage gelegenen Werksanlagen der Mittelwerk GmbH eingesetzt. InMittelbau-Dorafand nun die Serienfertigung der A4 statt.

In einem Gerichtsprozess am 14. Oktober 1947 in Texas gab Wernher von Braun an, dass er 5- bis 20-mal im Mittelbau-Dora war. Dies wird auch von diversen KZ Häftlingen bestätigt. Im Übrigen erklärte Wernher von Braun, dass er vom Elend der Zwangsarbeiter nichts gewusst habe und auch für deren Einsatz nicht verantwortlich gewesen sei. Gleichwohl war zu diesem Zeitpunkt aber ein Schreiben Wernher von Brauns vom 12. November 1943 bekannt, in der er 1.350 Arbeitskräfte für den Mittelbau-Dora anforderte. Zu dieser Zeit bedeute das Anfordern von einer derart hohen Anzahl von Arbeitskräften stets die Anforderung von KZ-Häftlingen.

In einem Interview 1969 gab er dann auch noch zu, dass er im Mittelbau-Dora einige „Hungergestalten in einem erbarmungswürdigen Zustand gesehen habe.“ Des Weiteren erklärte er, dass er sich geschämt habe, dass solche Dinge in Deutschland möglich gewesen waren, selbst angesichts der Kriegssituation. Es ist kaum vorstellbar, dass das SS–Mitglied Wernher von Braun diese gesamten Umstände nicht gewusst hat.

Es liegen jedoch auch andere Beweise gegen Wernher von Braun vor. So existiert ein Brief des Herrn Prof. Wernher von Braun an Albin Sawatzki. Aus diesem geht hervor, dass von Braun im KZ Buchenwald war und dort selbst Häftlinge aussuchte. Da Sawatzki für die Planung und Steuerung der V2 Fabrikation verantwortlich war, muss von einer Ernsthaftigkeit des Schriftsatzes des Wernher von Braun ausgegangen werden. Genauso belastend ist ein Erlebnisbericht des KZ-Häftlings Adam Cabala: „[…] auch die deutschen Wissenschaftler mit Prof. Wernher von Braun an der Spitze sahen alles täglich mit an. Wenn sie die Gänge entlang gingen, sahen sie die Schufterei der Häftlinge, ihre mühselige Arbeit und ihre Qual. Prof. Wernher von Braun hat während seiner häufigen Anwesenheit in Dora nicht ein einziges Mal gegen diese Grausamkeit und Bestialität protestiert. Selbst der Anblick von Toten haben ihn nicht gerührt: Auf einer kleinen Fläche neben der Ambulanzbude lagen tagtäglich haufenweise die Häftlinge, die das Arbeitsjoch und der Terror der rachsüchtigen Aufseher zu Tode gequält hatten. [..] Aber Prof. Wernher von Braun ging daran vorbei, so nahe, dass er die Leichen fast berührte.“ Diese Ausführungen sind eindeutig!

Aus den Akten der SS geht hervor, dass 12.000 Zwangsarbeiter im Mittelbau-Dora ums Leben kamen. Obgleich man davon ausgehen kann, dass die Anzahl der Toten noch höher war, ist allein schon der Tod von 12.000 Zwangsarbeitern ein Sachverhalt, der seines Gleichen sucht.

Beim einzigen alliierten Prozess (aus dem Jahr 1947), in dem ausschließlich Verbrechen im KZ Mittelbau-Dora verhandelt wurden, war von Braun weder angeklagt noch als Zeuge geladen. Allerdings sagte sein Bruder als Zeuge im so genannten „Nordhausen-Prozess“ gegen die Lagerleitung desKonzentrationslagers Dora-Mittelbau aus. Er stand wie Wernher von Braun mittlerweile schon in US-amerikanischen Diensten.

Einziger Ingenieur der „V2“-Produktion, der je vor Gericht gestellt wurde, war der DEMAG-Geschäftsführer und Generaldirektor der Mittelwerk GmbH Georg Rickhey. Dieser wurde freigesprochen, obwohl im Prozess der Mitangeklagte Funktionshäftling Josef Kilian aussagte, dass Rickhey bei einer besonders brutal inszenierten Massenstrangulation von 30 Häftlingen am 21. März 1945 in Mittelbau-Dora anwesend war. Eigentlich ist so etwas kaum zu glauben.

Kontakte von Brauns mit Hitler

Mehrfach besuchte Wernher von Braun in dem so genannten Führerhauptquartier Wolfsschanze in Ostpreußen Adolf Hitler. Es ist davon auszugehen, dass es sich hierbei nicht um reine Höflichkeitsbesuche handelte, bei denen über das Wetter in Ostpreußen gesprochen wurde. Wernher von Braun gab zum Beispiel selbst an, wie er am 8. Juli 1943 von Hitler persönlich zum Professor ernannt wurde: „Nach meinem Gespräch mit Hitler sah ich zufällig, dass Speer mit ihm – gleichsam hinter vorgehaltener Hand – etwas besprach. Wenige Augenblicke danach schritt Hitler auf mich zu, reichte mir die Hand und sagte: Professor, ich möchte Ihnen zu Ihrem Erfolg gratulieren.“ Am 29. Oktober 1944 wurden sowohl Dornberger als auch von Braun nach dem Einsatz der V2 an der Westfront von Hitler mit dem Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes mit Schwertern ausgezeichnet.

Wernher von Brauns Erfolge in den USA

Am 11. April 1945 hatten die US-Truppen in Deutschland die Produktionsstätten des Mittelwerks besetzt und dabei 100 einsatzfähige V2 Raketen vorgefunden und beschlagnahmt. Diese Raketen sollten später die Grundlage für das US-amerikanische Raketenprogramm werden. Wernher von Braun, sein Bruder Magnus von Braun sowie Walter Dornberger waren zu diesem Zeitpunkt bereits nach Süddeutschland „verlegt“ werden. Die letzten Tage des 2. Weltkrieges verbrachte die HVA Führungsgruppe um Wernher von Braun und Walter Dornberger dann bei bester Verpflegung im Sporthotel Ingeburg in Sonthofen. Nachdem die Peenemünder Führungsgruppe realisierte, dass die US-Streitkräfte im Rahmen der Aktion „Operation Overcast“ nach den deutschen Wissenschaftlern suchten, um sich deren Wissen für das US-amerikanische Raketenprogramm zu bemächtigen, stellten sich von Braun und seine Kollegen am 2. Mai 1945 den US-Streitkräften.

Hiernach ging Wernher von Braun mit seinem Team in die USA. Er wurde dort der Wegbereiter der US-Raketenwaffen und der US-Raumfahrt schlechthin. Denkt man an die Landung der US-Raumfahrt auf dem Mond, so ist dieser Erfolg unzweideutig mit dem Know-How Wernher von Brauns verbunden.

Aber bereits vorher erlangte Wernher von Braun durch einen geschickten Schachzug ungeahnte Popularität in den USA. Bekannt machten ihn vor allem drei Fernsehproduktionen Walt Disneys:

  • Man in Space (1955),
  • Man and the Moon (1955)
  • Mars and Beyond (1957)

In diesen von Ward Kimball realisierten Kurzfilmen trat von Braun an der Seite Disneys auf und erläuterte seine Theorien. Gab es aber eine Person in den 1950ern in den USA, die für die Öffentlichkeit unantastbar war, so war dies Walt Disney. Wernher von Braun zu dieser Zeit in Zweifel zu stellen hätte bedeutet, Walt Disney zu kritisieren. Dies war aber zu jener Zeit kaum möglich.

Wie sich von Braun verantworten musste

Außer dem bereits erwähnten Gerichtsprozess in Texas im Jahr 1947 – der für Prof. Dr.-Ing. von Braun zu keinerlei straf- oder zivilrechtlichen Folgen führte – wurde er nie wieder belangt.

Obwohl in Deutschland bekannt war, dass er am Tod von mindestens 20.000 Menschen mitverantwortlich war, wurden ihm folgende Ehrungen durch die Bundesrepublik Deutschland zuteil:

  • 1959: Verleihung der Großen Verdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland
  • 1969: Verleihung der Wilhelm Exner Medaille
  • 1970: Verleihung des Großen Verdienstkreuzes mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
  • 1975: Verleihung der Goldenen Medaille der Humboldt-Gesellschaft

Erst heutzutage ist man sich bewusst oder will man sich bewusst werden, wer Wernher von Braun wirklich war.

Anlässlich des 100.Geburtstags im Jahr 2012 wurde auf Initiative desPolnisch-Deutschen Kulturforums Insel Usedomdie so genanntePeenemünder Erklärungveröffentlicht, in der vor einer Idealisierung von Brauns gewarnt wird und eine „wissenschaftlich seriöse Aufarbeitung“ der Rolle von Brauns im Nationalsozialismus gefordert wird. Zu den Erstunterzeichnern gehören Historiker wie Werner Buchholz, Bernd Faulenbach, Anton Schindling und Thomas Stamm-Kuhlmann, aber auch Politiker wie Thomas Freund und Karin Timmel. Seine Verstrickung in den Nationalsozialismus und seine Kenntnisse vom Leiden und Sterben der KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter sind unter anderem in der Gedenkstätte zum KZ Mittelbau-Dora bei Nordhausen dokumentiert.

Es bedurfte mehr als 30 Jahre nach dem Tod Wernher von Brauns, bis man sich in der Öffentlichkeit wirklich bewusst wurde (oder bewusst werden wollte), wer Wernher von Braun auch war, nämlich nicht nur ein Raketenwissenschaftler sondern (auch) ein SS-Mitglied, welcher im 2. Weltkrieg zumindest für den Tod von mehr als 20.000 Menschen mit verantwortlich war und hierfür auf Erden nicht zur Rechenschaft gezogen wurde.

Autor: Stefan Loubichi.Wirtschaftswissenschaftler des Jahrganges 1966, der sich seit vielen Jahren auf wissenschaftlicher Basis mit dem Thema beschäftigt und durch sein Engagement verhindern möchte, dass durch Vergessen jemals wieder vergleichbare Gräueltaten wie die der Nazis im Dritten Reich entstehen könnten – Zukunft braucht Erinnerung.

Literatur

Stefan Brauburger: Wernher von Braun. Ein deutsches Genie zwischen Untergangswahn und Raketenträumen. Pendo, München 2009, ISBN 978-3-86612-228-4.

Michael J. Neufeld: Von Braun. Dreamer of Space, Engineer of War. Alfred A. Knopf, New York 2007, ISBN 978-0-307-26292-9; deutsche Ausgabe: Wernher von Braun. Visionär des Weltraums, Ingenieur des Krieges. Aus dem Englischen von Ilse Strasmann, Siedler, München 2009, ISBN 978-3-88680-912-7

Rainer Eisfeld, Mondsüchtig, Wernher von Braun und die Geburt der Raumfahrt aus dem Geist der Barbarei, Paperback, 2012, ISBN 9783866741676

Jens-Christian Wagner (Hrsg.): Konzentrationslager Mittelbau-Dora 1943–1945 Begleitband zur ständigen Ausstellung in der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora. Wallstein, Göttingen 2007, ISBN 978-3-8353-0118-4

André Sellier, Yves le Maner: Bilder aus Dora: Zwangsarbeit im Raketentunnel 1943–1945 Deutsches Museum, München, Übers. Waltraud Gros; Bad Münstereifel: Westkreuz, 2001, ISBN 3-929592-59-2

Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. 9 Bände. Beck, München 2005 bis 2009. ISBN 978-3-406-52960-3

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